PIACUSSION

PIACUSSION

Ragna Schirmer, Piano

Matthias Daneck, Schlagzeug

Programm: „Spiegel-Bilder“

L.v. Beethoven: Fantasie op. 77

  1. Ravel: Miroirs
  2. Mussorgski: Bilder einer Ausstellung

Rhythmus ist die Grundlage der Musik. Während sich der Puls einiger Musikstücke jedoch lediglich als Takt oder Grundschlag erschließt, ist er bei anderen Werken zentrales Stil-Element. Besonders in der Klaviermusik mit ihren vielfältigen Strukturen zeigen sich diesbezüglich häufig starke rhythmische Akzente. Einige Komponisten des 18ten Jahrhunderts benutzten gar den Klang der fallenden Hämmer sogenannter „Hammerflügel“, um mit diesen klickenden Geräuschen ihrer Musik noch zusätzliche Effekte zu verleihen.

Die Pianistin Ragna Schirmer und der Schlagzeuger Matthias Daneck, beide als Musiker in verschiedenen Genres zu Hause, spüren dem Rhythmus in bedeutenden Klavierkompositionen nach, gehen mit ihm kreativ um und erweitern ihn auf vielfältige Weise. Sie bedienen sich hierzu sowohl der Vorlagen durch vom Komponisten selbst markierte Akzente als auch der vorhandenen Adaptionen mancher Klavierstücke ins Orchestergenre, denn dort tritt entsprechend die Intention der Komponisten mittels der Verwendung des Schlagwerks deutlich zutage.

Ludwig van Beethoven gilt als Erfinder des „off-beat“; in seinen Klaviersonaten finden wir Passagen entsprechender Takt-Verschiebungen, die später im „swing“ wiederauftauchen. Eine große Improvisation über Melodien und Rhythmen ist die Fantasie op. 77. Im Spiegel einer Aufführung mit Percussion wird der innovative Umgang Beethovens mit „beat“ überdeutlich. Maurice Ravel liebte die Mathematik, seine Kompositionen entstanden regelrecht unter dem Brennglas des Spiels mit Zahlen und Strukturen, die in Taktart und wiederholten Motiven nachgerade ausgeklügelt erscheinen. In der Orchesterversion der „Miroirs“ zeigt er, an welchen Stellen er rhythmische Akzente setzen möchte, und wenn dies percussive Element zum Vortrag der Klavierversion addiert wird, bekommt die ohnehin schon sehr plastische Musik des nachdenklichen Franzosen eine entrückte Dimension.

Die „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky bestechen durch ihre Klangvielfalt, vor allem aber durch die plastischen Rhythmen der musikalisch beschriebenen Szenen. es wundert nicht, dass sie häufig in andere Musikstile und Genres übertragen wurden, denn dieser Zyklus ruft geradezu nach Erweiterung. Sowohl die Fassung für großes Orchester von Maurice Ravel als auch die Interpretation der Rock-Band „Emerson Lake and Palmer“ gelten als legendär. In der Fassung von Ragna Schirmer und Matthias Daneck, dem Duo PIACUSSION, wird die Bilderschau zu einem humorvoll-spielfreudigen Rundgang mit Witz und Charme, rhythmischen Erweiterungen und Improvisationen sowie nachdenklichen Momenten. Die beiden Choräle des Finalsatzes interpretiert Ragna Schirmer als Friedensbotschaft, die angesichts aktueller Krisen zu Herzen geht.